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Die Kletterwand kennt keine Barrieren

Johanna Kolousek, Leiterin des Inklusionsprojekts „Die Kletterwand kennt keine Barrieren“ der Naturfreunde Steiermark, erzählt von den Ursprüngen des Projekts, erfreulichen Erfahrungen und der Vision, den Klettersport allen zugänglich zu machen.

 

Text: Johanna Kolousek, Fotos: Michael Domian, Johanna Kolousek

 

 

Adaptive Climbing Workshop

Ich betrete leicht verspätet den Seminarraum, in dem sich knapp ein Dutzend Teilnehmende hinter u-förmig angeordneten Tischen versammelt haben. Der Beamer wirft ein buntes Bild von Kletternden mit der Headline „Adaptive Climbing Workshop“ an die Wand. Ziel dieses Workshops ist es, Klettertrainer*innen aus ganz Österreich für die Arbeit mit beeinträchtigten Personen zu sensibilisieren.

Die Trainer Marco Lamprecht und Alexander Guster starten entspannt in den Workshop, in dem interessierte Übungsleiter*innen mit unterschiedlichen Erfahrungswerten klettern. Sie alle haben verschiedene Erwartungen an den Kurs. Was sie eint? Der Wunsch, allen Menschen, die es wollen, das Klettern zu ermöglichen. Dabei bedarf es bei manchen Menschen mehr Unterstützung als bei anderen, und genau um diese technischen Möglichkeiten zu lernen, sind wir hier. Nach einer Vorstellungsrunde geht es um Grundlagen: Beeinträchtigungsgruppen, Paraclimbing und notwendige Techniken für Übungsleiter*innen.

 

Wie alles begann

Das dreijährige Projekt „Die Kletterwand kennt keine Barrieren“ begann im Herbst 2022, als die Naturfreunde Steiermark mit Unterstützung von Marco und Alexander bei „Licht ins Dunkel“ einen Förderantrag für ein Inklusionskletterprojekt stellten. Gemeinsam wurde ein Projektplan entwickelt. Kurz darauf kam ich ins Spiel. Als Kletterübungsleiterin hatte ich wenig Erfahrung mit der Thematik. Ich tauchte zwar ohne Berührungsängste, aber doch vorsichtig in das Thema ein. Anfängliche Bedenken begleiteten mich: Was ist den Teilnehmenden mit besonderen Bedürfnissen zumutbar? Wem kann ich das Sichern zutrauen? Wie finde ich heraus, wo ich unterstützen muss?

Ich half gelegentlich bei Kursen aus oder übernahm Einheiten, lernte Paraclimbingtechniken und vor allem die Teilnehmer*innen kennen. Vom ersten Tag an war ich dafür dankbar, dass sie mir vertrauten. So hatte ich die Freude, eine Gruppe aus dem Odilien-Institut zu betreuen, bei der ich sehbeeinträchtigten Schülerinnen und Schülern die Griffe und Tritte an der Kletterwand ansagte. Ich kletterte mit Teilnehmenden der Mosaik GmbH im Flaschenzug mit, um ihnen die Züge zu erleichtern. Am prägendsten waren die Patientinnen und Patienten der Rehaklinik Tobelbad, deren Geschichten meinen Blick auf mein Leben über den Haufen warfen.

 

Große Nachfrage

Der Plan ging auf, das Projekt „Die Kletterwand kennt keine Barrieren“ sorgte bald für Aufsehen. Die Nachfrage war groß, die helfenden Hände wurden knapp. Daher übernahm ich eine zweite Rolle und arbeite seitdem auch hinter dem Schreibtisch und am Telefon. Es gibt viel vorzubereiten: Regelkursbetrieb für Kooperationspartner*innen, eine Naturfreunde-Breitensportgruppe, Veranstaltungen mit und ohne Kletterturm, Presseevents sowie Schnuppertage für Schulen und Vereine. Fortbildungen sind ebenfalls ein wichtiger Pfeiler. Sie inkludieren die Ausbildung von Studierenden, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Klettertrainerinnen und -trainern, die über den Tellerrand blicken wollen.

 

Das klare Projektziel lautet: So viele Menschen wie möglich sollen die Werkzeuge erhalten, um Bedenken aus dem Weg zu räumen und Klettern allen zugänglich zu machen. Wenn dich das Thema interessiert, melde dich gerne per E-Mail: j.kolousek@naturfreundestmk.at!

Teilnehmer*innen des Adaptive Climbing Workshops in der CAC-Kletterhalle in Graz
Johanna Kolousek leitet seit 1. September 2023 das Inklusionsprojekt „Die Kletterwand kennt keine Barrieren“. Sie organisiert und betreut Kletterveranstaltungen und -kurse für Personen mit Beeinträchtigungen, erarbeitet neue Ansätze und kümmert sich um Kooperationspartner*innen.
Während eines Workshops wurden verschiedene Beeinträchtigungen simuliert – zum Beispiel Sehbehinderungen.
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